Boxen

Startklar für die große Show

Die Boxer des VfL Leipheim schlagen mit dem Güssen-Cup 2022 ein neues Kapitel auf.
Die Fans dürfen sich auf ein Dutzend Kämpfe freuen – und auf bis zu vier heimische Talente.

Leipheim Wäre Corona der einzige Knackpunkt gewesen, hätten die Boxsport-Fans in der Region nicht derart lange auf die Wiedergeburt eines absoluten Höhepunkts im heimischen Sportkalender warten müssen. Jetzt aber ist es so weit: Der VfL Leipheim veranstaltet am Samstag, 5. November, den Güssen- Cup 2022. Das Konzept hat sich geändert, die Leipheimer wollen ein neues Kapitel in ihrer langjährigen und zeitweise ruhmreichen Box-Geschichte aufschlagen. Was bleibt, ist das Spektakel an sich. Die Fans in der Region dürfen sich auf eine große Show der fliegenden Fäuste freuen. Unverändert treibende Kraft in der Leipheimer Box-Abteilung ist Robert Roh. Offiziell ist der in seiner aktiven Zeit als Mittelgewichtler ungemein erfolgreiche Sportler in Personalunion Abteilungsleiter und Trainer. In Wahrheit aber ist er unendlich viel mehr als das. Ohne sein Herzblut, sein unermüdliches Engagement und seine überaus charmante Art, die ihn zugleich als idealen Werbeträger der Faustkämpfer auftreten lässt, wäre die Sparte längst nicht so erfolgreich. Womöglich würde es sie gar nicht mehr geben. Denn Niederschläge mussten die Boxer über die Jahre reichlich einstecken. Und für Roh, den Perfektionisten, war jeder

einzelne ein Drama für sich. Es ist in dieser so herausfordernden, so faszinierenden Sportart ja keine Selbstverständlichkeit, dass geborene Talente einfach so hereinschneien. Boxen ist auch eine jahrelange Geduldsprobe in der Aufbauphase. Viele, die das Zeug zum Ringkämpfer gehabt hätten, erlagen den Verlockungen, die Jugendliche außerhalb der Sporthalle verzücken. Anderen, die ewig für ihren Traum trainierten, musste Roh irgendwann beibringen, dass sie nicht das Zeug zum Boxer haben. Seinen Worten zufolge ist es auch unmöglich, auf Anhieb zu erkennen, ob aus einem mutig daherkommenden jungen Menschen ein großer Boxer werden kann. „Das entwickelt sich – oder eben nicht“, sagt Roh. Er selbst dachte als junger Trainer noch, er könne vieles, vielleicht sogar alles beeinflussen. Doch im Lauf seiner Tätigkeit seit 2012 hat er gelernt, dass er im Boxen wie im Leben die Mitte finden muss. „Ich bin mit mir selbst im Reinen“, sagt er. Man könne nichts übers Knie brechen, schon gar nicht bei einer derart komplexen Sportart. Inzwischen hat Roh verstanden: „Es gibt so vieles, das du nicht beeinflussen kannst. Eltern, Ausbildung, Lehre, Liebe und andere Dinge.“ Manchmal hat er sich einfach getäuscht, nicht nur in seiner sportlichen Einschätzung, sondern in den Menschen, die in das inzwischen feine

Ambiente der Trainingshalle auf dem Areal Pro kamen. Sein Ehrgeiz aber ist ungebrochen. Stolz vermerkt Roh, dass die Box-Abteilung des VfL Leipheim inzwischen auf 90 Mitglieder angewachsen ist. Vier seiner Talente hat er für den Güssen-Cup auf dem Zettel. Allzu gerne würde er das Quartett den heimischen Fans in der Güssenhalle vorstellen. Aber beim Boxen gibt es keine Vorgabe wie beim Golf oder Relativwertungen wie beim Gewichtheben; beim Boxen heißt es du oder ich – und ganz ungefährlich ist die Sache ja wirklich nicht. Also gilt es zu allererst, ohne Vereinsbrille und Selbstüberschätzung passende Kampfpartner für ehrliche, faire Duelle zu finden. Falls das gelingt, könnten Manuel Kerber (Halbfliegengewicht Jugend) und Alexandru Dragos Urda (Halbmittelgewicht) am 5. November ihre Ringpremiere feiern. Bereits viel Erfahrung im Ring bringen dagegen der aktuelle schwäbische Halbschwergewichtsmeister Benedikt Kirchhof und Mittelgewichtler Florian Kurfess mit. Um das geplante Dutzend, im Idealfall gar 15 Kämpfe anbieten zu können, haben sich die Leipheimer etwas Neues einfallen lassen. Statt einen Bezirks-Vergleichskampf anzubieten, haben sie an die 20 süddeutsche Traditionsvereine direkt kontaktiert und sie gebeten, Boxer für den Güssen-Cup

zu melden. „Das ist für uns ein neuer Modus“, bestätigt Roh und hofft, dass er jede Menge positive Rückmeldungen bekommt. Der möglichst viele Namen und Gewichtsklassen umfassende Pool von Aktiven wird dann Bezirks- Sportwart Peter Kuhn und Bezirks- Jugendwart Alexander Darbisch vorgelegt, die daraus die Kämpfe für den Box-Abend zusammenstellen. Klar ist für Roh: „Gedacht ist das Ganze für Anfänger bis hin zur Elite. Und wenn sich Frauen anmelden, veranstalten wir auch gerne einen Frauen-Kampf.“ Doch egal, wie viele Boxer sich am Ende messen werden: Roh ist schon ein bisschen stolz darauf, diesen schönen und harten Sport live erlebbar zu machen. „Und das in unserer kleinen Stadt.“ Dankbar ist er in diesem Zusammenhang neben den Sponsoren der Boxer- Sparte vor allem Leipheims Bürgermeister Christian Konrad, der sich bereits vor einigen Jahren als Box-Fan bezeichnet hat. „Es ist schön, zu wissen, dass man nicht allein ist, falls es mal Probleme geben sollte“, sagt Roh anerkennend. Die Stadt, der Hauptverein und mehrere ortsansässige Unternehmer „geben uns dieses beruhigende Gefühl“. Roh hofft, dass jeder Beteiligte etwas von dieser Nacht der fliegenden Fäuste mit nach Hause nehmen kann. „Wir werden alles versuchen, eine gute Atmosphäre herzustellen, damit sich die Boxer und die Zuschauenden wirklich zu Hause fühlen bei uns. Damit sie hinterher sagen, es war schön, dass ich dabei war.“ Güssen-Cup: Der Kampfabend in der Güssenhalle in Leipheim beginnt am Samstag, 5. November, um 17 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro, Jugendliche zahlen sieben Euro, Kinder bis zwölf Jahre nichts.

Viele Runden um den Ring gehören zum Aufwärmprogramm.

Ausweichen, vorstoßen, zurückdrängen: ein Trainingsinhalt der Boxer in Haus 114 auf dem Areal Pro, dem einstigen Fliegerhorst-Gelände.

Quelle: Günzburger Zeitung

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